Mögen Sie Spiele? Ich meine jetzt nicht Brettspiele oder Kartenspiele, sondern Spiele mit sich selbst (nein, Solosex ist auch nicht gemeint). Ich habe Ihnen ein schönes Spiel zum Ausprobieren.

In englischsprachigen Videos und Interviews habe ich immer mal wieder den Ausdruck gehört: «Go Pollyanna about it», und wusste nicht, was damit gemeint ist. Letzthin habe ich das dann gegoogelt und nachdem ich es zuerst falsch geschrieben hatte, nämlich mit einem l und einem n, also «Polyana», entdeckte ich, dass «Pollyanna» ein amerikanisches Kinderbuch ist. Es handelt von einem elfjährigen Mädchen, das es im Leben nicht einfach hatte und von ihrem Vater ein schönes Spiel beigebracht bekam, um mit den Widrigkeiten des Lebens besser umzugehen.

Die Regeln sind einfach: es geht darum, in allem und jedem, was einem im Leben begegnet ist begegnet, etwas zu finden, das einen froh macht.

Hört sich banal an? Naja, ist es nicht immer: manchmal muss man schon etwas suchen, um etwas Positives in einer Situation zu finden.

Der Anfang des Spiels war, dass sie in einer Sendung an die Mission, in der der Vater tätig war, nicht die sehnlichst gewünschte Puppe bekam, sondern ein paar Krücken. Für ein kleines Mädchen eine grobe Enttäuschung. Und da erfand der Vater das Spiel und sie kamen drauf, dass sie ja froh sein könne, dass sie diese Krücken gar nicht braucht. Was ja stimmte.

Sie hat dieses Spiel dann zu ihrem Lebensmotto erklärt, nicht zuletzt, um mit allem umzugehen, was ihr widerfuhr.

Ich habe mir das Buch von Eleanor H. Porter, das 1913 (!) erstmals erschien und ein amerikanischer Klassiker geworden ist, als englisches Hörbuch angehört und kann Ihnen sagen, es ist wunderschön (auch sehr schön gelesen von S. Patricia Baily).

Ja, es ist ein Kinderbuch, aber d.h. ja nicht, dass Erwachsene nicht auch etwas davon haben können.

Es gibt eine deutsche Übersetzung, die im Anaconda Verlag erschienen ist, für die Güte der Übersetzung kann ich nicht sprechen, da ich es selbst nicht gelesen habe (mehr zu Pollyanna erfahren Sie auf Wikipedia).

Wie spielt man nun das Spiel «Wie werde ich froh?»?

Ein Beispiel aus meinem Leben: Heute ist mein letzter Ferientag und ich hätte mich sehr über einen langen Spaziergang an der Sonne gefreut. Aber: es stürmt und regnet. Als Hundehalterin muss und will ich trotzdem raus. (Gioia geht bei solch einem Wetter nur vor die Tür, weil sie muss und ihr Frauchen darauf besteht.) Und bekanntlich gibt es ja nur falsche Kleidung… Ich freue mich über meine leuchtend türkisfarbene Pelerine, die mich bis unter die Knie trocken hält und luftig ist (Danke, Bruno, Du bist der erste, der so eine trug auf Deinen Spaziergängen mit Ivy, das habe ich Dir im ersten Lockdown abgeschaut und mir damals eine bestellt.) und so bin ich auf meinem Spaziergang trotz der fehlenden Sonne fröhlich und gut gelaunt, denn ich habe etwas gefunden, das mich froh macht.

Als ich jemandem ein wenig vom Buch erzählte, kam natürlich der Kommentar: kein Wunder, dass Dir das gefällt, Du funktionierst ja meist auch so. Stimmt, das ist tatsächlich wahr. Und wissen Sie was? Das Leben ist so viel angenehmer auf diese Weise. Es wäre so schön, wenn viel mehr Menschen so denken würden. Die Welt wäre freundlicher und heller, da es den Menschen besser ginge.

Falls Sie Lust auf ein schönes Leseerlebnis haben, empfehle ich Ihnen das Buch, allenfalls das englische entweder als Audiobook oder Print.

Und vor allem: machen Sie mal das «Wie werde ich froh – Spiel»!

Wie Pollyanna sagt: je schwieriger die Situation, desto grösser die Herausforderung und desto grösser Spass beim Spielen!