Höflichkeit oder Freundlichkeit?
Was würden Sie sagen, sind Sie öfter höflich oder öfter freundlich? Ich gehe davon aus, dass mindestens eines davon zutrifft, da Sie meinen Blog lesen.
Wo liegt eigentlich der Unterschied zwischen diesen beiden Begriffen? Ich habe mir darüber Gedanken gemacht, ohne ChatGPT zu fragen, sie hätte wahrscheinlich noch mehr dazu zu sagen.
Der Begriff Höflichkeit hat ursprünglich mit dem verlangten Verhalten am Hof, also am Adels- oder Königshof, zu tun. Da gab es mehr oder weniger strenge Regeln, an die man sich zu halten hatte, wenn man die Oberen nicht vor den Kopf stossen wollte (was durchaus schmerzlich hätte enden können). Natürlich machen solche Regeln das Zusammenleben in vieler Art einfacher und konfliktfreier. Zudem hilft es zu wissen, was nun richtig ist oder eben nicht, das nimmt den Stress des selbst entscheiden Müssens. Und doch ist es etwas steif und unpersönlich. Es sind bloss Regeln, die verinnerlicht wurden, und an die hält man sich.
Freundlichkeit hingegen kommt von Herzen. Es ist eine Haltung. Ich kann jemandem die Türe höflich aufhalten, weil man das so macht und das anständig ist und ich kann jemandem die Tür freundlich aufhalten, weil ich dem Menschen eine Freude machen will, weil ich ihn lächeln sehen möchte. Lächelnde Menschen sind glücklichere Menschen (klar, nur wenn das Lächeln echt ist).
Freundlichkeit heisst, jemanden wie einen Freund, eine Freundin behandeln. Freunde sind einem nicht gleichgültig, es sind Menschen, die mir lieb sind und deren Wohlergehen mir wichtig ist. Sie sind keine auswechselbaren Schachfiguren. Wenn wir alle unsere Mitmenschen so sehen können, ist uns niemand egal.
Jeder Mensch ist ein Unikat. Es gibt uns alle nur genau einmal. Deshalb macht es Sinn, unsere Mitmenschen als einzigartige Wesen zu betrachten. Wesen, die uns in Vielem gleich sind, aber eben auch ein bisschen verschieden. Und so viele Unikate sind doch an sich schon ein Wunder, oder nicht?
Sowohl Höflichkeit wie Freundlichkeit kosten nichts. Es braucht nur den Vorsatz oder den Wunsch, höflich oder eben freundlich zu sein. Wer mich kennt, weiss, dass mir Freundlichkeit näher liegt als Höflichkeit, denn Menschen sind mir wichtig. Und Ihnen etwas Gutes tun auch. Wegen des Etiketts etwas tun, weil «man es so macht», hat für mich viel weniger Reiz. Aber wem Freundlichkeit zu viel ist, der kann sich ja immer auf die Höflichkeit besinnen. Je mehr wir davon in unserem Alltag leben, desto angenehmer und friedlicher ist unser Zusammenleben.
In diesem Sinne wünsche ich uns allen ein 2025 voller Freundlichkeit (und Höflichkeit).