Kaufen Sie Bioprodukte oder konventionell angebaute und hergestellte Lebensmittel und Kleider?
Ja, manchmal, nein? Spoiler: es gibt aus meiner Sicht keine richtige Antwort, für alles gibt es gute Argumente.

In diesem Blog lade ich Sie ein an ein paar meiner Gedanken dazu teilzuhaben.

Als ein lieber Freund von mir zum Essen da war, hatten wir es davon. Auf meine Aussage, dass ich immer „bio“ kaufe, wenn es geht, meinte er völlig überzeugt: „Das ist doch Quatsch, du weisst ja gar nicht, ob es stimmt, dass da „bio“ drin ist. Und ob du deswegen länger lebst, ist sowieso fraglich.“

Daraufhin habe ich ihm erklärt, dass es mir gar nicht darum geht, dass ich vielleicht etwas länger lebe, denn eigentlich bin ich ja schon biologisch gesehen ziemlich alt. Es geht darum, dass „bio“ für den Planeten Erde gut ist. Alles, was „bio“ angebaut wird, tut dem Planeten besser, als wenn konventionell mit Dünger, Pestiziden etc. gearbeitet wird. Ja, ich weiss, es gibt auch biologische «Unterstützungen», die nicht ungiftig sind. Trotzdem, es geht um Grössenordnungen.

Und was das Deklarieren angeht: letztlich muss ich immer glauben, was jemand drauf schreibt. Ich kann es nicht wissen. Wenn ich ein T-Shirt aus Biobaumwolle kaufe im besten Glauben und Gewissen, und es ist keine Biobaumwolle drin, oder nur wenig, dann ist es halt so. Meine Absicht war immerhin gut. Für mich reicht das. Denn mehr liegt ausserhalb meines Einflussbereichs.

Ich denke, als Bewohnerinnen dieses Planeten können wir uns nichts anderes als sorgfältigen Umgang mit der Erde und ihren Ressourcen leisten. Deswegen plädiere ich, wann immer es geht und bezahlbar ist, für „bio“.

Vor langer Zeit habe ich gelesen, dass es ein indianisches Sprichwort gebe, dass man so handeln solle, dass es auch noch für sieben Generationen nach uns gut ist. Wenn man das beherzigt, dürfte man ganz vieles nicht tun, was wir heute tun.

Und, ehrlicherweise, müssen wir zugeben, dass wir vieles nicht wissen: wir wissen nicht was die Auswirkungen von dies und das sein werden in sieben Generationen, sprich: nicht ganz 200 Jahren.

Das heisst aber nicht, dass wir einen Blankoscheck nehmen können und so verschwenderisch und rücksichtslos sein können, wie es nur geht. Das ist billig und verantwortungslos. Das heisst auch nicht, dass alle Bauern, die konventionell anbauen, jetzt böse sind oder schlecht sind. Sie machen das, was sie mit ihrem Gewissen verantworten können oder auch sich leisten können.

Wenn wir Konsumenten bereit wären, weniger und dafür in höherer Qualität zu konsumieren, müsste weniger angebaut werden und die Erträge dürften kleiner sein – ich denke da z.B. an Baumwolle und „Wegwerf-Kleider“ – und eine kleinere Ernte würde zu einem gleichen oder besseren Einkommen führen. Weniger wäre da mehr.

Solange wir auf diesem Planeten sind, sind wir auch in irgendeiner Weise Konsumenten. Hilft nichts. Ich weiss noch gut, wie eine Bekannte mir ohne Scham und mit Überzeugung sagte: «Ich bin Konsumentin und ich bin das gerne.» Ich habe nicht viel gesagt, aber nachher über ihren Satz nachgedacht. Und sie hat recht, wir sind alle Konsumenten.

Aber wenn viele, ja, fast alle, sich bemühen nachhaltiger zu konsumieren, dann ändert Vieles relativ schnell. Was der Welt auf keinen Fall hilft, sind Menschen, die mit viel schlechtem Gewissen konsumieren. So sage ich den Rauchern auch immer: «Wenn Sie schon rauchen müssen, dann geniessen Sie es wenigstens, denn das tut Ihnen besser als mit schlechtem Gewissen rauchen.»

Vielleicht habe ich Sie angeregt, ein wenig über Ihren Konsum nachzudenken. Wenn ja, dann freut mich das. Und wenn nicht: dann ist es halt so. Auf jeden Fall wünsche ich Ihnen Genuss ohne schlechtes Gewissen!