Haben Sie das auch schon erlebt?

Irgendetwas im Aussen funktioniert nicht mehr und Sie sind gezwungen, etwas zu unternehmen, damit das Ding wieder in Ordnung kommt. Und das bringt mit sich, dass Sie noch anderes tun müssen, da viele Sachen nicht unabhängig sind von anderen Sachen. So ist man gezwungen, etwas zu machen, was man sonst vielleicht in dem Moment nicht täte. Und das ist nicht immer schlecht.

Mir ist das letzthin so ergangen. Ein Rollkorpus, der in meinem Büro zu Hause steht, ist schon etwas älter, was man ihm nicht ansieht, er ist gut erhalten. Leider hat jedoch Kunststoff manchmal ein Ablaufdatum. So haben sich die Beläge der Räder dieses schweren Korpus angefangen, sich buchstäblich aufzulösen, in kleinen Teilen abzufallen und klebrig zu werden. Da der Korpus schon lange nicht mehr gerollt werden muss, könnte man sagen, dass es egal ist.

Aber mich stört es irgendwann, wenn etwas kaputt ist. Zudem bin ich mir nicht sicher, was dieser sich auflösende Kunststoff mit meinem Holzboden macht.

Also war der erste Schritt zu schauen, ob der Hersteller diese Räder noch anbietet. Nein, tut er nicht. Klar könnte ich in irgendeinem Baumarkt ähnliche Räder finden und montieren. Aber eigentlich braucht es keine Räder mehr. Füsschen tun’s auch.

Die Füsschen waren schnell besorgt und dann ging’s erst los! Denn um die Füsschen zu montieren, musste ich den Korpus auf den Kopf stellen. Und dazu musste ich alles, was darauf steht und drin ist, ausräumen.

Das war meine Beschäftigung an einem regnerischen Sonntag letzten Monat.

Und wenn alles schon mal ausgeräumt ist, macht es ja Sinn, Ordnung zu machen, allenfalls eine andere Ordnung als vorher, wenn man alles wieder einräumt. Und da ich schon gerade daran war, habe ich auch noch den Rest meines Arbeitszimmers aufgeräumt. 

Von meinen verschiedenen Aktivitäten gab’s eine ganze Menge Altpapier, das ich tatsächlich nicht mehr benötige. Und leere Ordner muss ich wohl mein ganzes Leben lang nicht mehr kaufen. Wenn jemand gut erhaltene Ordner benötigt, gerne melden!

Ob ich mich über den „verlorenen Sonntag“ geärgert habe? Nein, gar nicht. Es war offenbar der richtige Zeitpunkt. Zudem konnte ich die meiste Zeit mein Hörbuch hören und war vergnügt. Als verloren betrachte ich diese Zeit nicht, ich habe gewonnen! Nämlich ein aufgeräumtes Arbeitszimmer.

Wären jedoch die Räder nicht kaputt gegangen, ist nicht anzunehmen, dass ich das an diesem Sonntag gemacht hätte, oder überhaupt in nächster Zeit. Ich war also, jedenfalls ein Stück weit, gezwungen etwas zu machen. Und das hat sich im Nachhinein als sehr gut erwiesen. Ich freue mich daran, dass vieles Unnötige jetzt weg ist und mehr Klarheit herrscht, es sich luftiger anfühlt.

Es ist ja nicht immer so, dass es ein Druck von aussen braucht, manchmal kommt er durchaus auch von innen. Und trotzdem, es kann hilfreich sein! Manchmal ist etwas, das nicht so ist, wie wir es gerne hätten, genau die Unterstützung, den Schubs, den wir brauchen, um etwas anzugehen, das schon länger ansteht.

In dem Sinn lade ich Sie ein, das nächste Mal, wenn etwas nicht so ist, wie Sie es gerne hätten oder nicht mehr funktioniert, Sie das als Gelegenheit sehen, statt nur als Ärgernis. Vielleicht sind Sie ja nachher ganz froh, etwas erledigt zu haben!